FLYBOTS Techtalk: 5 Fragen an Christian Kaiser (Copting GmbH)
In unserem »Techtalk« möchten wir es genauer wissen und beginnen unsere Interview-Serie mit Christian Kaiser, Managing Director bei der Copting GmbH. Wir wollten erfahren, welche Produkte und Dienstleistungen aus seiner Sicht gute Aussichten auf Wachstum haben und welche Skills für die Drohnenausbildung von entscheidender Bedeutung sind. Auch wichtig: Welche Wünsche hat Christian Kaiser an die Politik und die Entwicklung des Marktes.
1. Ein paar Worte zu Ihnen. Wie lange ist Ihr Unternehmen im Bereich UAS tätig und was fasziniert Sie persönlich an dieser Technologie?
Copting ist seit 2014 im Bereich UAS tätig. Die Faszination, sich in diesem Bereich zu bewegen, liegt in der raschen Entwicklung der technischen Komponenten, der softwaretechnischen Möglichkeiten und dem großen kundenseitigen Bedarf an industriellen Lösungen für konkrete Anwendungsszenarien.
Dabei geht es schon seit geraumer Zeit nicht mehr darum, ein System zum Fliegen zu kriegen. Es geht vielmehr um die Kombination unterschiedlicher Technologien (Flugsystem, Sensoriken), Peripheriekomponenten (Hangarsysteme, Fesselungen, Steuerungskonsolen) und der intelligenten Integration in bestehende Unternehmensprozesse. Dies führt dazu, dass kein Projekt, kein Auftrag einem anderen gleicht.
2. Als Full Service-Dienstleister sind Sie breit aufgestellt. Dennoch: Welche Dienstleistung ist derzeit besonders gefragt und woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Derzeit überwiegen die Beratungs- und Konstruktionsleistungen anwendungsspezifischer Systeme im Bereich BOS und Sicherheit. Ein weiterer aktueller Schwerpunkt ist das Thema Training/Ausbildung spezifischer Berufsgruppen und Unterstützungsleistungen zu Betriebsgenehmigungen nach neuer EU- und nationaler Gesetzeslage.
3. Wie blicken Sie in die Zukunft? Welche Dienstleistungen und Produkte werden in den kommenden Jahren ein Wachstum erleben? Wo geht es hin?
Wir sehen insbesondere in den automatischen Systemen ein deutliches Wachstum. Also UAS (Flugsystem, Peripherie, Software, Unternehmensintegration), welche automatisch betrieben und dezentral gesteuert werden. Neben allen relevanten Leistungen rund um solche Produkte und Dienstleistungen ist für uns ein entscheidender Punkt, dass unsere Systeme „sauber“ in die Unternehmensabläufe und -infrastrukturen eingebettet werden.
Neben den Aspekten Anschaffungs- und Betriebskosten ist eine wesentliche Komponente, dass ein Maximum an Verfügbarkeit und Sicherheit gewährleistet ist. Dies nicht nur aus Gründen der geltenden Rechts- und Genehmigungslage. Sondern auch, dass durch die Einbettung der „fliegenden Helfer“ Unternehmensprozesse, zu erledigende Aufgaben und Verantwortungen stabil bereit stehen, damit keine Unterbrechungen und kein Mehraufwand entsteht.
Und wo geht es hin? Technisch und prozedural wird die Einbettung der UAS als manuell eingesetztes und/oder automatisches Hilfsmittel aus Sicht der Anwendungen und Bedarfe sehr stark zunehmen. Drohnen sind bereits und werden verstärkt als weiteres Werkzeug eingesetzt. Also eine Entwicklung, die mit den automatisch fahrenden Robotern vergleichbar ist. Wenn denn die Komponente „Luftverkehr“ nicht wäre. Hier ist noch von alle Beteiligten viel Arbeit zu leisten. Sowohl auf der technischen Seite (Hardware, Software), auf der kooperativen Seite (Spannungsfeld bemannt - unbemannt) als auch auf der regulatorischen Seite (Gesetzgebung, Beantragungsverfahren und -anforderungen).
4. Sie bilden Menschen aus, die Drohnen fliegen möchten. Welche Kompetenzen sind hier besonders gefragt? Welche Skills sind besonders wichtig?
Wir bilden sowohl Personen aus, die Drohnen fliegen möchten, als auch Personen, die Drohnen betreiben möchten. Dies ist ein großer Unterschied. Für die erste Gruppe gilt, neben ausreichenden motorischen und kognitiven Fähigkeiten, dass diese risikoavers handeln. Auch ist kontinuierliches Fliegen wichtig, um ein Flugsystem sicher im dreidimensionalen Raum Steuerung zu können.
Die heutigen Consumer- und Prosumersysteme verleiten dazu, mal eben schnell und ohne ausreichend Einweisung Systeme in der Luft zu bewegen. Dies liegt in der Einfachheit der Bedienung und den genutzten Apps begründet. Auch erfolgt bei Kauf i.d.R. wenig bis keine Aufklärung, dass zum Betrieb Versicherung und Fernpilotenprüfungen erforderlich sind. Gleichzeitig fehlt auch ab und an das Wissen und das Verständnis, wo denn überhaupt geflogen werden darf. Niemand würde sich heute ohne Führerschein in ein Fahrzeug ohne Kennzeichen setzen und los fahren. Dieses Verständnis muss sich beim Drohnenbetrieb noch durchsetzen. Personen, die aus beruflichen Gründen Drohnen betreiben, haben wissen i.d.R. welche Verantwortung mit dem Betrieb der Drohnen einher geht. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass ein Fehler sehr teuer kommen kann.
Außerdem achten Unternehmen bei der Auswahl und der Ausbildung Ihrer Leute bereits darauf, dass diese auch von ihrer Persönlichkeit dieser Verantwortung gerecht werden. Was die zweite Gruppe, also die Betreiber angeht, geht es nicht um die klassischen DrohnenpilotInnen. Da die UAS automatisiert betrieben werden sind die Verantwortlichen insoweit sensibilisiert, dass der Gesamtprozess im Sinne Safety & Security gestaltet wird/ist. Nicht nur, weil dies eine Betriebsgenehmigung vorschreibt. Hier gilt es, alle relevanten Aspekte der Betriebssicherheit zu berücksichtigen.
5. Was wünschen Sie sich seitens der Politik bezüglich der weiteren Entwicklung des Marktes in der Bundesrepublik?
Ich würde mir mehr Mut zu Versuchen, Test-/Pilotprojekte und aus regulatorischer Sicht „mal ausprobieren lassen“ wünschen. Wir haben bereits einen hohen technischen Stand und Standard erreicht. Dies wäre aber nicht möglich gewesen, wenn Nachbarländer deutlich mehr Freiraum zum Drohnenbetrieb zugelassen hätten. Häufig scheitern Test, Versuche, Vorhaben schlicht an der Tatsache, dass dies aufgrund der geltenden Regelungen nicht genehmigt werden kann. Dies hat sich zwar nun mit der neuen EU-Regelung verbessert, aber unsere föderalen Strukturen gepaart mit im Bund zentralisierten Zuständigkeiten in Verbindung mit europäischen Institutionen sind manchmal wenig durchschaubar.
Die neue Gesetzeslage muss sich wohl erst noch etwas einspielen. Dennoch sollten uns zur weiteren Entwicklung des Marktes als auch der Anwendungsszenarien etwas mehr Freiraum und ggfls Förderkulissen geschaffen werden. Damit meine ich aber nicht, Städte zur Spielwiese für Drohnenanwendungen zu machen. Ein für uns wichtiger Punkt in der politischen und behördlichen Landschaft ist, dass man im Bereich Drohnen die „Luftbehörden“ mit den „Bodenbehörden“ deutlich stärker zusammenarbeiten lässt.
Ein Beispiel wäre die Diskussion und die aktuellen Vorhaben hinsichtlich Kontrolle unterer Luftraum. Da sich der (aktuell) überwiegende Teil der Drohneneinsätze unterhalb 120m Höhe über Boden abspielt, ist es doch für die lokalen Behörden (Polizei, Feuerwehr, Einsatzleitstellen, Ordnungsämter) elementar zu wissen, was da „bei uns so rum fliegt“. Und wenn da etwas fliegt, ob es da überhaupt fliegen darf. Die technischen Möglichkeiten sind ja da, Software dafür gibt es , haben wir. Wenn aber Basis des Ganzen die Frage der Zuständigkeiten ist, dann wird der Prozess der „normalen“ Nutzung von Drohnen im urbanen Raum auf längere Sicht nicht die erforderliche Akzeptanz in der Bevölkerung erreichen.